Rückblick Infoabend vom 18.11.2019: "Was passiert bei Wirbelkanalverengung (Spinalkanalstenose)? Was kann man dagegen tun?"

Dr. med. Baschar Al-Khalaf sprach bei seinem Infoabend am 18.11. zum Thema „Was passiert bei einer Wirbelkanalverengung (Spinalkanalstenose)?“. Zunächst gab Dr. Al-Khalaf eine kurze anatomische Einführung, in der er seinen Zuhörern die Anordnung der 33 Wirbelkörper, deren Zuordnung zu den Wirbelsäulenabschnitten und den Zusammenhang mit dem Wirbelkanal (Spinalkanal) erklärte: „Die Wirbelkörper, die Bandscheiben und der Bandapparat bilden zusammen einen Spinalkanal. Dieser Rückenmarkskanal, in dem das Rückenmark mit seinen Nervenfasern liegt, verläuft innerhalb der Wirbelsäule vom ersten bis zum letzten Wirbel.“

Ist die Spinalkanalstenose angeboren oder erworben?
Die Gäste des Infoabends interessierten sich besonders für die Ursache des Krankheitsbilds der Spinalkanalstenose. Als Hauptursache sieht Dr. Al-Khalaf die Degeneration der Knochen und der Knorpelmasse der Wirbelsäule. Mit zunehmendem Lebensalter reduziert sich der Wassergehalt des Bandscheibengewebes. Die Bandscheiben werden flacher, rissiger und somit instabiler. Diese degenerativen (verschleißbedingten) Veränderungen führen zur Bildung von reaktiven Knochenspornen und zur Vorwölbung einiger Bänder in den Spinalkanal: Es entsteht eine langsam voranschreitende Einengung des Spinalkanals, die Spinalkanalstenose.

Wirbelsäulenspezialisten wie Dr. Al-Khalaf unterscheiden die über die Lebensjahre „erworbene“ Spinalkanalstenose von der angeborenen. Die angeborene (kongenitale) Spinalkanalstenose sei eine seltene Form der Wirbelkanaleinengung und zeichne sich dadurch aus, dass sie bereits in den 2. bis 4. Lebensjahrzehnten Beschwerden verursache, erklärte Dr. Al-Khalaf. Die weit verbreitete erworbene (degenerative) Spinalkanalstenose sei eine typische Erscheinung des 5. bis 9. Lebensjahrzehnts. Sie trete außerordentlich häufig im Bereich der Lendenwirbelsäule auf. Die Halswirbelsäule ist am zweithäufigsten betroffen und die Brustwirbelsäule nur selten.

Einschränkung der Lebensqualität
Patienten mit einer Spinalkanalstenose berichten Dr. Al-Khalaf häufig über erhebliche Einschränkung ihrer Lebensqualität. Viele Betroffene leiden oft schon seit Jahren unter Rückenschmerzen, die sich über die Zeit verschlimmert haben und ins Bein ausstrahlen. Ein typisches Symptom der lumbalen degenerativen Spinalkanalstenose (im unteren Rücken) ist die Verkürzung der Gehstrecke: Patienten legen öfter eine Pause ein, da die Beine schwer, schmerzhaft oder taub werden (Zunahme der Lordose, das heißt der Kompression, z. B. beim Bergab-Gehen). Beim Bücken nach vorne vergrößert sich der Spinalkanal, deshalb neigen Patienten dazu, sich beim Gehen nach vorne zu bücken, sich auf dem Einkaufswagen abzustützen oder lieber das Rad zu benutzen, da sie dabei über die leicht nach vorn gebückte Haltung Entlastung verspüren. Betrifft die Einengung des Wirbelkanals die Halswirbelsäule, führe das zu Nackenschmerzen und zu Symptomen, die durch Druck auf das Rückenmark und einzelne Nervenwurzeln verursacht werden, erklärte Dr. Al-Khalaf anschaulich am Modell.

Diagnostische Verfahren
Um das Ausmaß der Einengung genau abschätzen zu können, setzt Dr. Al-Khalaf in der Praxis auf die bildgebenden Verfahren wie Kernspintomographie oder Computertomographie (CT). Ein MRT erlaube ohne Anwendung von Röntgenstrahlen eine detailgenaue Abbildung des Wirbelkanals mit dem darin befindlichen Rückenmark und den paarweise zu beiden Seiten austretenden Nervenwurzeln, zeigte Dr. Al-Khalaf beim Infoabend anhand von Beispielbildern.

Therapieempfehlungen vom Wirbelsäulenspezialisten
Neben leichter körperlicher Aktivität, die die Rückenmuskulatur durchblutet und sie entspannt, empfiehlt Dr. Al-Khalaf, zunächst die konservativen Therapien auszuschöpfen. Dazu zählen Schmerztherapie, insbesondere eine entzündungshemmende und relaxierende Medikation, Krankengymnastik, Manuelle Therapie, Wärme- und Elektrotherapie, Medizinisches Funktionstraining, Rehabilitatives Muskelaufbautraining, Haltungs- und Rückenschule sowie Wirbelsäulengymnastik. Unterstützend könnten auch Infiltrationen (Einspritzungen) im Wirbelsäulen-Bereich oder Nerven- bzw. Wurzelblockaden, oder gar thermische Behandlung durch Elektrostimulation angewendet werden.
Gute Erfolge würden mit minimalinvasiven Wirbelsäulen-Infiltrationstechniken erzielt, berichtete Dr. Al-Khalaf. Hierfür wird ein hauchdünner Schmerzkatheter genau zum Schmerzpunkt gelegt, durch den über mehrere Tage, kontinuierlich oder gestaffelt, Medikamente zugeführt werden. Damit wird der Schmerzkreislauf durchbrochen. Bestehende Entzündungen bilden sich zurück, Nervenirritation und Empfindlichkeit werden reduziert, Bandscheibengewebe schrumpft und das Narbengewebe wird gelöst.
Dr. Al-Khalaf beschreibt die Besserung als positive Kettenreaktion: Zunächst werden die Schmerzen gelindert, dadurch entspannt das Gewebe, die Haltung bessert sich, die Beweglichkeit nimmt wieder zu, was wiederum positiv auf die Muskulatur wirkt und weiteren Schmerzen vorbeugt.

Tipps zur Vorbeugung von Schmerzen
Patienten könnten demnach auch viel vorbeugend tun, sagte Dr. Al-Khalaf und motivierte seine Zuhörer, noch während seines Vortrags mit Schulterübungen zu starten! „Bewegung durch gezielte Gymnastik, Pilates, Yoga und Spaziergänge beugen Rückenschmerzen vor“, so Dr. Al-Khalaf. „Laufen und Brustschwimmen sind gute Sportarten. Zu den ungünstigen Sportarten zählen Tennis und Golf, da sie einseitig durchgeführt werden und den Rücken wiederum belasten.“ In Sachen Ernährung empfahl der Mediziner, Milchprodukte oder pflanzliche Kalziumlieferanten wie Spinat, Mandeln oder Hülsenfrüchte auf den Speiseplan zu setzen, genauso wie fetten Seefisch und ein ausreichendes Maß an Flüssigkeit.

Wann ist eine Operation notwendig?

Bleibt nach rund 6 Wochen konservativer und infiltrativer Therapien die Besserung aus, sähen die Leitlinien einen möglichen Eingriff vor, erklärte Dr. Al-Khalaf. Ist die Einengung des Wirbelkanals stark fortgeschritten, sei eine endoskopische oder mikrochirurgische Dekompression mit Mikroskop die wirksamere Alternative. Die minimalinvasive Chirurgie gehe dabei möglichst schonend vor. Patienten berichteten über eine kurze Regenerationszeit, da durch den Eingriff wenig Gewebe verletzt werde und die kleine Wunde kaum blute, so Dr. Al-Khalaf.

Aufgrund der guten Resonanz in den vergangenen Jahren wird Dr. Al-Khalaf seine Infoabend-Reihe im Cambomed Ärztehaus auch im kommenden Jahr fortführen. Nähere Informationen werden rechtzeitig auf dieser Internet-Seite bekannt gegeben.

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