Infoabend: Bandscheibenvorfall – Geht es ohne OP?

Bei seinem letzten Infoabend im Jahr 2016 informierte Dr. med. Baschar Al-Khalaf Interessierte und Betroffene zum Thema „Bandscheibenvorfall – Geht es ohne OP?“.

Der leicht verständliche Fachvortrag zu einer der häufigsten und sehr schmerzhaften Erkrankungen der Wirbelsäule fand im Cambomed Ärztezentrum in Kempten statt. 

Dr. Al-Khalaf ging insbesondere der Frage nach, welche Behandlungsalternativen zur Bandscheibenoperation bestehen. Die Anzahl der OPs sei in den vergangenen Jahren drastisch gestiegen. Die Medien berichteten zunehmend über überflüssige OPs im Zusammenhang mit wirtschaftlichen Gründen, das verursacht bei vielen Patienten Zweifel. „Bislang wird die ärztliche Zweitmeinung in der Diagnostik und Behandlung von Wirbelsäulenbeschwerden stark vernachlässigt“, berichtet Dr. Al-Khalaf und spricht seinen Zuhörern damit aus der Seele. 


Wie kommt es zum Bandscheibenvorfall?

Zwischen dem 30. und 40. Lebensjahrzehnt nimmt die Elastizität des äußeren Faserrings der Bandscheibe ab. Belastungen, die früher toleriert wurden, können dazu führen, dass Teile des Bandscheibenkerns hervortreten und die darum liegenden Nerven schmerzhaft beeinträchtigen können. 

Die Diagnostik eines Bandscheibenvorfalls führt über die bildgebenden Verfahren wie Röntgen, Computertomographie und Kernspintomographie. Fast die Hälfte aller Vorfälle bleiben ohne Folgen und verlaufen ohne Beschwerden bzw. symptomlos.

 

Operation nur, wenn’s sein muss - Konservative Therapie hat Vorrang 

Dr. Al-Khalaf ist dafür bekannt, konservativen Therapien stets Vorrang zu geben. „Sie sind erste Wahl, solange sie zu einer Besserung der Beschwerden führen“, vertritt er seine Philosophie im Vortrag. Zu den konservativen Behandlungsverfahren zählen Schmerztherapie, insbesondere entzündungshemmende und relaxierende Medikation, darunter auch Infiltrationen (Einspritzungen) im Wirbelsäulen-Bereich oder Nerven- bzw. Wurzelblockaden, thermische Behandlung durch Elektrostimulation, Krankengymnastik, Manuelle Therapie, Wärme- und Elektrotherapie, Medizinisches Funktionstraining, Rehabilitatives Muskelaufbautraining, Haltungs- und Rückenschule und Wirbelsäulengymnastik.

Die Gäste des Infoabends verfolgen erstaunt die Schilderung des Therapieverlaufs: „Die große Mehrheit aller Bandscheibenvorfälle heilt innerhalb weniger Wochen von selbst wieder aus - oft sogar praktisch folgenlos“. Dr. Al-Khalaf erklärt, dass auch die durch die Kompression der umliegenden Gefäße entstandene Entzündung sich unter der konservativen Therapie rasch zurückbilden kann. „Mit der Verminderung des Volumens lässt auch der Druck auf die Nerven nach, die sich schnell erholen. Erst wenn unter der konservativen und infiltrativen Behandlungen nach sechs Wochen keine Besserung eintritt, sehen die Leitlinien einen möglichen operativen Eingriff vor.“
 

Moderne und etablierte Verfahren der Neurochirurgie

Dr. Al-Khalaf ließ seine Gäste Abbildungen einer Nucleoplastie sehen und schilderte Schritt für Schritt die Vielzahl an Möglichkeiten, die es vor einer Operation auszuprobieren gilt. 

Die Katheterbehandlung mit der Multifunktionselektrode ist eine Therapie, bei der in örtlicher Betäubung unter Röntgenkontrolle ein dünner Katheter über eine Einstichstelle im Rückenbereich in den Rückenmarkskanal eingeführt und durch das Innere der Wirbelsäule exakt bis an die betroffenen Wirbel bzw. Nerven vorgeschoben. Nach Lagekontrolle werden dann sowohl Medikamentenlösung als auch gepulste Radiofrequenztherapie / Elektrostimulation der Nerven gezielt durchgeführt.

Bestehende Entzündungen bilden sich zurück, Nervenirritation und Empfindlichkeit werden reduziert, Bandscheibengewebe schrumpft und das Narbengewebe wird gelöst.


Stellenwert der Krankengymnastik

Der besondere Stellenwert der Krankengymnastik ist über die akute Schmerzphase hinaus wichtig und notwendig. Die Behandlungen müssen im Akutfall mit gezielter Krankengymnastik im Sinne von Manueller Therapie und Wärmeanwendungen begleitet werden. Darüber hinaus sollen die Verbesserung der Haltung, die Bewegungskontrolle der Wirbelsäule sowie die gezielte muskuläre Stabilisation im Mittelpunkt stehen. Passive Maßnahmen, wie Massage oder passive Mobilisationstechniken sind keine langfristige Therapieoption.

„Konsequent und regelmäßig angewandt, kann die gezielte Krankengymnastik nachweislich vorbeugend wirken“, so die Empfehlung von Dr. Al-Khalaf.


Wann ist eine Operation notwendig?

Unter absoluten Indikation zur Operation versteht man einen Zustand, bei dem ohne sofortigen chirurgischen Eingriff Lebensgefahr oder die Gefahr bleibender Schäden bestehen würde. Dies ist z. B. dann der Fall, wenn neurologische Ausfallerscheinungen wie Blasen-/Darmstörungen, Lähmungserscheinungen der Beine oder fortschreitende motorische Ausfälle auftreten.

Im Lendenwirbelbereich ist auch eine absolut dringliche Operationsindikation gegeben, wenn der Vorfall sehr groß ist (Massenprolaps), den Wirbelkanal weitgehend ausfüllt und Gefühlsstörungen im Bereich der Genitalien und des Afters mit Ausfällen der Blasen- und/oder Mastdarmfunktion bemerkbar sind. 

Eine endoskopische Bandscheibenentfernung ist ein minimal-invasiver Eingriff, der kaum Narbengewebe zurücklässt. Hierbei wird von einem sehr kleinen Hautschnitt aus unter vergrößernder Sicht (Mikroskop) das vorgefallene Bandscheibengewebe entfernt. Die Patienten berichten von einer kurzen Regenerationszeit und einem anhaltenden Therapieerfolg. Der Blutverlust während des Eingriffs ist minimal und die Mobilität der Wirbelsäule bleibt erhalten. 

Eine weitere bevorzugte Operationsmethode ist die mikrochirurgische Entfernung lumbaler Bandscheibenvorfälle. Die Nerven und Weichteile können dabei, dank der optimalen Sicht, bestens geschont werden. „Nach meiner Erfahrung bringt die Mikro-Operation schnellere, bessere und nachhaltigere Ergebnisse als alternative Methoden“, so Dr. Al-Khalaf auf Nachfrage eines Patienten, welche Verfahren er empfehlen würde.

Die Teilnehmer aus nahezu allen Altersgruppen nutzten im Anschluss an den Vortrag die Gelegenheit, Fragen zu stellen und das Thema mit Dr. Al-Khalaf zu diskutieren. 

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